Es ging zu nachtschlafender Zeit am 06. September um 0:15 Uhr los. Wir sind insgesamt 21 nette Teilnehmer. Wenn man den Fahrer und 3 individuell fahrende Rennradfahrer abzieht, ist unsere Tourenradgruppe 17 Personen stark.
Für die Hinfahrt ist noch ein zweiter Fahrer mit an Bord, damit alles mit den Lenkzeiten hinkommt und wir schnell am Ziel sind. Der zweite Vorteil ist, dass wir ohne Hotelübernachtung durchfahren können. Die Fahrer wechseln ca. alle zwei Stunden, sodass für alle genügend Pausen vorhanden sind. Im sehr komfortablen Reisebus haben wir eine gefühlte unendliche Beinfreiheit und die Sitze lassen sich in eine gute Schlafposition zurück stellen.
Also, bequemer geht es in einem Reisebus nicht.
Unser Reisebus mit Radanhänger
Dominik, unser Reiseleiter und Radguide, verkürzte uns die Zeit mit Potcasts zur italenischen Geschichte.
Um ca. 17:00 Uhr, nach 17 Stunden Fahrzeit, stand unser Bus vor dem Übernachtungshotel Di Nardo in Petacchiato, ungefähr 200 km vor Bari. Unter dem Strich war die Fahrt sehr bequem und zügig.
Eigentlich sollte die geführte Radreise schon im Mai 2020 stattfinden. Wie jeder weiß, hat die Corona-Pandemie dies verhindert. Die Reise wurde dann, genau ein Jahr später, erneut angeboten, konnte aber wieder nicht stattfinden, weil Corona noch nicht ausgestanden war. Nun ist es endlich soweit. Vom 06. bis 16. September findet die Fahrt statt und wir sind dabei.
Den Reiseunternehmer Launer kennen wir bereits seit 2019 als wir den spanischen Teil des Jakobswegs gefahren sind. Wir waren damals sehr zufrieden, sodass wir die Apulientour auch mit Launer fahren wollen. Unser damaliger Radguide Dominik führt uns wieder und somit kann eigentlich nichts schief gehen.
Zuerst müssen wir am 05.09. mit dem PKW und unseren Rädern nach Wört in Bayern, um am 06.09. um 0:15 Uhr von dort aus mit dem Reisebus nach Süditalien zu fahren.
Nach wunderschönen 11 Tagen auf dem Waldcampingplatz La Bergerie nahe Vence, sollte es nun noch für eine Woche ans Meer in die Nähe von Port Grimaud gehen. Im Vorfeld hatten wir auf dem Campingplatz Les Mures einen Platz gebucht.
Nach ca. 3 Stunden Fahrt waren wir dann an der Cote d’azur und sind zuerst zum Einkaufen gefahren. Als wir aus dem Womo ausstiegen, traf uns fast der Schlag. Das Thermometer zeigte 36 Grad. Es war unglaublich heiß und auf dem Asphalt des Parkplatzes vor dem Supermarkt ganz besonders.
Ab 15:00 Uhr durften wir auf den Campingplatz und nach kurzem Aufbauen ging es erst einmal ins Meer. Neben der Hitze wehte außerdem noch ein heftiger Mistral.
Gegen Abend zog von Westen her Dunst auf und außerdem hörte man häufig Tatü Tata…
Am nächsten Morgen war dann klar, es brennt unweit von uns. Im 10-Minuten-Takt wurden wir von schweren Löschflugzeugen überflogen.
Löschflugzeuge
Als wir dann gegen Mittag zum Meer gingen, konnte man drei Brandherde, westlich und nicht weit weg von uns, ausmachen. Mir wurde schon etwas mulmig, denn in der vergangenen Nacht ist ein Campingplatz, ca. 10 km von uns entfernt, komplett niedergebrannt. Zwar wurden alle Menschen vorher evakuiert, aber das gesamte Hab und Gut musste zurück gelassen werden.
Ich bin dann danach zu unserer Rezeption gegangen und habe gefragt, ob man mir etwas zu dem Brand im Westen sagen kann. Man sagte mir, dass wir in Sicherheit wären und ich mir keine Sorgen machen müsse. Ich fragt noch einmal konkret nach, wie weit das Feuer von uns entfernt sei und bekam zur Antwort „7 km“. Bei mir dachte ich „nur 7 km„…
Darauf hin entgegnete ich, dass wir unter diesen Umständen abreisen möchten. Man sagte mir, dass ich das natürlich jederzeit könne. Von der bereits bezahlten Standgebühr (immerhin knapp 350 €) könne ich allerdings nichts zurückbekommen. Ich sagte darauf hin noch einmal deutlich, dass wir wegen des Feuers und der damit verbundenen Gefahr abreisen möchten, aber es war nichts zu machen. Ich hätte vorher eine Reise-Abruchversicherung abschließen müssen, entgegnete man mir abschließend. Ich verließ die Rezeption dann anschließend und wir machten uns abreisefertig.
Als wir dann 2 Tage später wieder zu Hause waren, erfuhr ich, dass insgesamt 15 Campingplätze evakuiert werden mussten. Ob Les Mures dabei war, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.
Zum Abschluss möchte ich noch etwas zur mangelnden Kulanz des Campingplatzes Les Mures sagen. Auch wenn der Campinplatz vielleicht formal im Recht war, so finde ich, dass man mir zumindest einen Teil der Vorausbezahlung hätte zurück erstatten müssen. Denn immerhin war die Gefahr durch das Feuer schon akut und man musste eigentlich damit rechnen, dass der recht starke West-Wind den Campingplatz Les Mures noch in der kommenden Nacht erreicht. Wenn man außerdem noch berücksichtigt, dass am Abend und in der Nacht zuvor noch ein heftiger Mistral von Nord-West wehte, war die Gefahr schon fast greifbar. Ich glaube zwar, dass wir evakuiert worden wären, aber was wäre mit unserem fast neuen Womo geschehen… es wäre verbrannt
Diesem absehbaren Szenario wollten wir uns einfach nicht aussetzen. Als Konsequenz bleibt für uns, dass wir demnächst nicht mehr auf dem 4-Sterne-Cmapingplatz Les Mures einchecken werden.
Grasse, die Stadt des Parfüm darf natürlich auf unserer Rundreise nicht fehlen.
Wir stehen ja immer noch auf dem Waldcampingplatz La Bergerie bei Vence.
Anfangs hatten wir uns gedacht, die Tour nach Grasse mit dem Rad zu fahren, denn 25 km Entfernung und das auch noch in wunderschöner Landschaft, sind eigentlich kein Problem. Da es aber auch eine gute Busverbindung nach Grasse gibt, haben wir uns für Letzteres entschieden. Und das war auch gut so. Die Straße nach Grasse, überwiegend die D2210 und D2285 ist relativ schmal, kurvenreich und viel befahren. Da kann man die 1,5m Abstand von überholenden Autos, LKW und Bussen schlicht vergessen. Außerdem macht der starke Verkehr auch wenig Spaß, wenn man auf dem Rad sitzt.
Um 9:30 Uhr, für unsere Verhältnisse sehr früh, ging unser Bus direkt am Campingplatz los. Die immerhin 4,5 km lange Strecke bis Vence zum Busverteiler ist schon mal umsonst. In Vence mussten wir in einen anderen Bus umsteigen und kommen für nur 1,50€/p.P. nach Grasse. Dieser überaus günstige Fahrpreis ist staatlich subventioniert und würde bei uns auch eine höhere Akzeptanz der öffentlichen Verkehrsmittel bewirken. Die Fahrt dauerte immerhin eine knappe Stunde.
Im Bus fragte ich eine Dame auf englisch, ob sie uns sagen könnte wo wir in Grasse am sinnvollsten aussteigen müssen, um die Stadt zu besichtigen. Sie merkte sofort, dass wir Deutsche sind – vermutlich an meinem grottenschlechten Englisch – und sagte, dass wir uns auch auf deutsch unterhalten können. Wir können mit ihr aussteigen und sie zeigte uns auch wo der Markt, der Zugang zur Altstadt und das Parfümmuseum ist. Übrigens ist sie Deutsche und lebt nach vielen Stationen in der Welt nun in Vence.
Nach einem flüchtigen Besuch des Markts ging es in die Altstadt. Wie schon so manches Mal wurden wir von pinkfarbenen Regenschirmen, hoch über der Eingangsgasse zur Altstadt empfangen. Die Thermometer zeigten mittlerweile 33°C an und so waren die vielen Schirme auch noch gerne angenommene Schattenspender. Besonders herausragend war der Place aux Aires mit einem sehr schönen Brunnen und unendlichen Möglichkeiten eine Stärkung zu sich zu nehmen.
Für uns, die wir mittags normalerweise nicht essen, ist das eher ein Nachteil, denn man findet um die Mittagszeit kaum Möglichkeiten, um nur einen Café und etwas l’eau zu trinken.
Ein weiterer Höhepunkt in Grasse war die Kathedrale im frühgotischen Stil. Hier haben wir auch drei Gemälde von Rubens aus dem Jahre 1601 entdeckt.
Anschließend und zum Abschluss haben wir das Parfümmuseum besucht. Hier ging es überwiegend um die Parfümgewinnung und eine geschichtliche Einordnung der Parfümierung. Wir waren ein wenig entäuscht, denn es war nicht möglich einen Audioguide in unserer Sprache zu bekommen und so gingen viele Informationen leider an uns vorbei.
unendlich viele Düfteunglaublich viele Rosenblätter sind notwendigsehr viele Duftnoten
Saint-Paul-de-Vence ist mit nur 3500 Einwohnern deutlich kleiner als Vence. Die Altstadt liegt auch auf einem Hügel und ist, ähnlich wie die von Vence, von einer gut erhaltenen Stadtmauer umgeben.
die Altstadt von Saint-Paul-de-Vence
Von unserem Campingplatz aus sind es nur 4,5 km, so dass wir locker mit dem Rad dorthin fahren konnten.
Im Reiseführer steht, dass man einen Altstadtbummel möglichst noch am Vormittag machen sollte, denn in der Hauptsaison kommen am Nachmttag viele Touristen mit Ausflugsbussen von der Cote d‘azur.
Die Altstadt war aber auch schon am Vormittag schon ganz schön voll, aber die engen Gässchen mit den vielen kleinen Läden sind schon sehenswert.
Alles ist fein herausgeputzt und jeder zweite Laden hat irgend etwas mit Kunst (Kitsch???) zu tun.
Die gut erhaltene Stadtmauer geht noch fast rings herum und ist begehbar. Im südlichen Teil kann man bis an die cote d‘azur sehen.
Die Altstadt von Vence liegt auf einem Hügel, ca. 300m hoch. Wenn man von Vence spricht, muss man den Maler Matisse mit nennen.
Henri Matisse (1869 bis 1954) lebte von 1917 an in einem Hotel in Nizza. 1942, Matisse war schon 72 Jahre alt und vermögend, stellte nach einer Krebsoperation eine junge Privatschwester ein, die auch sein Modell wurde. Er verliebte sich in sie, die Krankenschwester jedoch entzog sich ihm und flüchtete in das Dominikanerkloster nach Vence.
Darauf hin malte Matisse dort im Kloster, aus Zuneigung zu seiner Krankenschwester, die Chapelle du Rosaire des Dominicans (oder einfach Matisse-Kapelle) aus und schuf damit eines der bedeutendsten Werke seiner gesamten Schaffenszeit.
Matisse-Kapelle unter dem Kreuz
Leider darf man im Innern der Kapelle nicht fotografieren und so konnten wir nur einige wenige Bilder im angeschlossenen Museum machen.
Matisse bei der 1:1 – Darstellung des Glockenkreuz auf der KapelleMatisse im Innern der entstehenden Kapelle
Nachdem wir die Matisse-Kapelle besichtigt hatten ging es in die Altstadt.
Altstadt von Vence
Wie man oben sieht ist sie nahezu kreisrund und nur 250m groß von Ost nach West.
Aber die Altstadt ist wunderschön und wegen der Enge der Gässchen auch fast ohne Autos.
Eine Studentin vor dem Matisse-Museum (noch außerhalb der Altstadt)Kunst ist allgegenwärtig
Nachdem es gestern unaufhörlich geregnet hatte, sind wir erst heute weiter nach Vence gefahren. Es ging wieder einmal durch wunderschöne, hügelige Landschaften und mittlerweile auch relativ nah an die Cote d‘azur. Von den Bergen aus kann man das Mittelmeer schon sehen. Wir haben uns einen schönen Campingplatz (Domaine de la Bergerie) ausgesucht, auf dem wir wie im Wald schön schattig stehen.
Vence, Saint-Paul-de-Vence und Grasse sind die letzten Ziele auf unserer Provence-Reise und da es in Grasse (ca. 25km entfernt) keinen Camping- bzw. Stellplatz gibt, bleiben wir hier stehen und erledigen alles mit den Rädern bzw. mit dem Bus.
Man hat hier im Gebiet des Le Verdon auf Höhe des Ortes Palud im Jahre 2012 die D23 so ausgebaut, dass man auf einem Rundkurs von ca. 20 km Länge an vielen Belvédéres (Aussichtspunkten) in die Schlucht und auf den Le Verdon hinab blicken kann. An den Aussichtspunkten selbst sind ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden, so dass selbst wir mit unserem 7m-Womo überall halten konnten.
Route des Crêtes
Eigentlich wollten wir die Rundtour mit den Rädern fahren, haben uns aber nicht getraut, weil dort auch zwei Naturtunnel, d.h. ohne Licht, vorhanden sind. Dazu haben wir uns dann doch nicht getraut, auch weil wir immer mit allen anderen Fahrzeugen auf der Straße in Konkurrenz sind und in einem unbeleuchteten Tunnel brauchen wir das nicht. Deshalb sind wir mit dem Womo gefahren. Außerdem ist auf dem Rundkurs, besonders jetzt im August, richtig viel los, d.h. mit dem Fahrrad macht das dann auch nicht richtig Spaß.
Stellplatz in Castellane
Anschließend sind wir dann in einem weitem Bogen nach Castellane gefahren. Der Campingplatz, den wir uns ausgesucht hatten und auch alle Weiteren die wir noch angefahren sind, waren alle komplett belegt. Somit stehen wir auf dem offiziellen Stellplatz von Castellane, direkt neben der Altstadt auch nicht schlecht. Wir bleiben hier zwei Nächte, weil es morgen tatsächlich zum ersten Mal regnen soll.
Einige wenige Worte möchte ich noch zu den französischen Straßen verlieren. Anfangs, bevor wir auf den Rundkurs gingen, war ich etwas skeptisch ob wir denn auch überall durchkommen, oder ob zu große Steigungen vorhanden sind und, und, und… denn man fährt außer zum Einparken nur sehr ungern rückwärts und das Einklappen der Spiegel macht man auch nur, wenn es unbedingt sein muss. Der Autor unseres Womo-Reiseführers schreibt aber, dass man den Rundkurs auch durchaus mit größeren Mobilen fahren kann. Er legt sich zwar längenmäßig nicht fest, aber wir haben das so interpretiert, dass wir den Kurs auch fahren können. Was ich in diesem Zusammenhang allerdings auch noch sagen will ist, dass die französischen Straßen (mit D-Kennzeichung) bisher alle gut zu fahren waren, auch für Wohnmobile. Manchmal ist es zwar etwas schmal, aber dann befinden sich in der Regel auch seitliche Haltebuchten, um bei Gegenverkehr mit breiten Fahrzeugen stehen bleiben zu können.
Nach 14 Tagen Badeurlaub am Lac de Saint Croix stehen wir nun auf dem Campingplatz La Palud-sur-Verdon auf einem Hochplateau in 913 m Höhe über dem Le Verdon.
Wir hatten eine traumhafte Fahrt von 49km, wobei die Strecke hinter Moustiers Saint Marie schon eng und sehr kurvenreich war. Immer wieder ergaben sich traumhafte Ausblicke in die Schuchten des Le Verdon. Wäre unser Thomas dabei gewesen, hätte er seine helle Freude an den kurvigen Strecken gehabt.
Le Verdon
Unser Campingplatz, übrigens wieder ein Municipal- also städtischer Platz, ist wie ein wunderschöner grüner Park mit viel Schatten angelegt.
Morgen wollen wir mit dem Womo eine spezielle Aussichtstour mit vielen weiteren Ausblicken auf den Le Verdon fahren.