Auf Anraten unserer Gastwirtin von gestern sind wir nicht nach Reims, sondern nach Val-de-Velse (östlich von Reims) gefahren, weil die Innenstadt für Radfahrer nicht gut geignet sei und die Übernachtungsmöglichkeiten im Zentrum doppelt bis dreifach so teuer sind als in der Peripherie. Außerdem verkürzte sich so unsere Gesamtstrecke etwas. Wir nutzen also nicht die geplante Garmin-Route, sondern haben das Navi frei routen lassen. Herausgekommen ist eine wunderbare Tour, die wir bei tollem Wetter auf kleinen Straßen gefahren sind. Wir wurden fast nicht überholt von PKWs oder gar LKWs. Die Campagne fährt sich bisher deutlich einfacher als die Ardennen. Die Hügel sind flacher und langgestreckter. Man hat oft eine Sicht von mehreren Kilometern.
Ein besonderes Lob bekommt heute Rita. Sie transportiert mit ihrem E-Bike immerhin 5-6 kg mehr als ich. Es ist für Sie einfach selbstverständlich, weil sie ja einen Motor hat.
Das E-Bike schlägt sich übrigens sehr gut. Es hatte bisher keine Aussetzer und der Akku wurde immer nur bis max. 50% entladen. Teu, Teu Teu …
5. Etappe Douzy – Jandun (Ardennen) 69 km (gesamt 349 km)
Nachdem es fast die ganze Nacht hindurch geregnet hatte, kamen wir heute Morgen etwas spät aus den Federn. Erst gegen 10:00 Uhr saßen wir auf den Rädern. In Douzy hatte dann aber schon die erste Kaffeebude auf und nebenan auch ein Boulanger. Damit war die Welt erst einmal in Ordnung. Wir haben uns dort die Bäuche vollgeschlagen und als wir wieder losfahren wollten, fing es leicht an zu tröpfeln. Nach einer weiteren Stunde wurde aus den wenigen Tröpfchen ein heftiger Schauer und es gab keine Unterstellmöglichkeit weit und breit. Irgendwie haben wir es geschafft, ohne Regenjacke weiterzufahren. Die Softshelljacke war mittlerweile triefend nass. Als sich dann der erste Regen gelegt hatte, kamen dann ein paar giftige Anstiege. Weil ich immer noch Angst um meine Kette hatte, habe ich einige Steilstücke geschoben. Rita musste sich einmal komplett umziehen, weil der heftige Regen in regelmäßigen Abständen wieder kam. Nass wie die Pudel sind wir bei unserer Unterkunft angekommen. Dort eröffnete uns der Gastwirt, dass wir zwar für eine Woche, aber nicht nur für einen Tag bleiben können. Er half uns aber mit seinem Tefefon eine andere Unterkunft zu finden. Hierfür mussten wir kalt und durchnässt dann leider noch einmal 10 km radeln.
Allerdings hat uns dieses Zimmer dann voll entschädigt. Die Gastwirte „Jocelyne et Joël Bournonville, 11rue Millaville, 08430 Jandun“ sind sehr nett. Sie haben für uns auch die nächste Unterkunft gebucht, damit wir nicht wieder vor verschlossenen Türen stehen. Jocelyne hat uns auch ein tolles 4-gänges Abendmenü gezaubert. Zu allem Überfluss gibt es morgen auch ein Frühstück.
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was wünscht man sich mehr als rosa Kopfkissen |
4. Etappe Neufchâteau – Douzy (franz. Ardennen) 62 km (gesamt 280 km)
Zu unserer heutigen Etappe sind wir um 9:20 Uhr, leider ohne Frühstück, gestartet. Eine Banane musste reichen. Allerdings konnten uns die grünen Hügel der belgischen Ardennen entschädigen. Wir hatten fast überall tolle Aussichten. Die Ardennen sind ländlich und dünn besiedelt, sowohl in Belgien, als auch in Frankreich. Gegen 11:30 Uhr fanden wir auf unserer Strecke einen Supermarkt. Wir sorgten dort dann für unser leibliches Wohl. Da wir auch die halbe Strecke unserer Tagesetappe geschafft hatten, war wieder alles gut. Wir kamen schnell voran, mussten allerdings lange an einer schnellbefahrenen Straße fahren. In Douzy sind wir gegen 15:30 Uhr auf einem öffentlichen Campingplatz angekommen. Unsere technischen Probleme scheinen vergessen. Alles lief ohne Probleme.
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gute Laune, trotz fehlendem Frühstück |
4. Tag in Neufchâteau
Der kleine Ort Neufchâteau macht einen etwas verschlafenen Eindruck. Da wir auf unserem Campingplatz nicht frühstücken konnten (die Restauration beginnt hier erst ab 13:00 Uhr) haben wir um 9:00 Uhr unser Glück im Ort versucht. Leider hatten noch alle Cafés geschlossen. Wir haben dann einen Bäcker in einem verstecken Winkel gefunden, nur weil wir dem intensiven Duft nach frisch Gebackenem gefolgt sind.
Erst gegen 10:30 Uhr bekamen wir unseren Cafe au lait. Ab dann war die Welt wieder in Ordnung.
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kleiner See, direkt am Campingplatz |
3. Etappe Troisvierges – Neufchateau 70 km (gesamt 218 km)
Zu Anfang unserer heutigen Etappe folgten zuerst einem Vorschlag unseres Pensionswirts aus Troisvierges. In Houffalize (Belgien) ist ein Bikespezialist der auch am Sonntag repariert, weil dort ein Moutainbike-Park ist. Wir mussten in Houffalize dann zwar 2 Stunden warten, aber der Mann im Fahradverleih war super. Jetzt habe ich eine neue Kassette und eine neue Kette (für 100€), natürlich von einem Profi montiert. Danach ging es über Boutrance nach Neufchateau. Mein Rad lief einwandfrei. Hoffentlich bleibt das so.
Die Tour war schon sehr anstrengend. Die sanften Hügel machen einem ganz schön zu schaffen, auch wegen des intensiven Sonnenscheins. Aber wir sehen das alles als Training für Spanien. Morgen ist erst mal Popo-Pause.
2. Etappe Robertville – Troisvierges 72km (gesamt 148km)
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immer mal mit dem Navi kommunizieren |
Eine wunderschöne Strecke, aber nichts für Städter. Die bekommen hier bestimmt einen „Grünschock“. Das bergige rauf und runter hält sich auf dieser Strecke auch in Grenzen. Da Robertville ein eher verlassenes Nest ist, waren wir zu Anfang erst einmal ausgiebig frühstücken im deutschen Bütgenbach. Gestärkt sind wir danach wieder auf den Vennbahnweg zurück. Nach ca. einer Stunde machte es an meinem Rad „klack“ und ich konnte nicht mehr richtig schalten. Die Ursache war eine verrutschte Umwerferhalterung. Leider habe ich das nicht sofort erkannt und mit meinen Versuchen erst einmal die Schaltung total verstellt. Als dann alles wieder halbwegs lief, sind wir in einen Fahrradladen in St. Vith. Hier hat uns der sehr nette, ältere Inhaber die Schaltung wieder eingestellt. Mit neuem Mut haben wir dann erst einmal ein Eis gegessen, um dann gestärkt weiter zu fahren. Es dauerte dann wieder eine Stunde bis mir die Fahrradkette riss und ich mich auf die Nase legte. Aber Kette neu verbinden hatte ich ja vor der Tour geübt. Trotzdem hatte ich einen Niet wohl nicht präzise genug gesetzt. Die Kette war zwar repariert, würde aber wohl nicht lange halten. Wir haben es riskiert und sind dann ohne weitere Probleme in Troisvierges gelandet. Ich habe die Kette dann in unser Unterkunft mit Hilfe unseres Gastwirts dann noch einmal neu genietet. Jetzt sieht es gut aus.
Der Vennbahnbweg ist hier zu Ende, schade. Morgen geht es weiter südlich nach Belgien.
Besonders erwähnen möchte ich noch unser tolle und preiswerte Unterkunft. Wir wohnten in einem Appartement in der Rue Eichelsberg 20 bei Frau Kreins. Die Gastwirtsfamilie war sehr nett und außerordentlich hilfsbereit. Das Haus ist sehr zu empfehlen.
1. Etappe Alsdorf-Robertville 76 km
Unser Abenteuer beginnt. Wir sind heute Morgen um 9:00 gestartet und über den Vennbahnradweg bis nach Robertville (Ankunft 16:15 Uhr) in Belgien gefahren. Unterwegs haben wir mehrmals angehalten, weil wir wohl den Sattel nicht mehr gewohnt sind und der Vennbahnweg kontinuierlich bis auf 550 m ansteigt. Ab Lammersdorf war es angenehmer, weil wir dann oben waren.
Der Vennbahnweg bietet ab Roetgen wunderschöne Ausblicke und war prima zu fahren, auch weil nur wenige Radler unterwegs waren. Wir übernachten auf dem Campingplatz „Camping Belle-Vue“ in Robertville.
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auf geht’s, die Tour beginnt |
Der Plan zum Plan
Das Equipment:
Rita fährt ein Flyer-E-Bike (mit 18 Ah-Akku) und ich ein modifiziertes und besonders berggäniges Trekkingrad.
Wir nehmen fast ausschließlich moderne Funktionskleidung mit. Jeder hat an seinem Rad zwei wasserdichte Heck-Taschen und eine Lenkertasche. Obwohl wir überwiegend in Hotels übernachten wollen, nehmen wir ein kleines Zelt, zwei Schlafsäcke und zwei Isomatten mit.
Packlisten:
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Die Route:
Wir haben die gesamte Route im Vorfeld am Rechner geplant (Kartenmaterial: openstreetmap) und vertrauen unserem Fahrradnavi. Darüber hinaus nutzen wir zwei bikeline Radtourenbücher für die Loire und den Jakobsweg in Spanien. Außerdem haben wir eine kleines Tablet dabei, um überall internetfähig zu sein. Auf klassische Papierkarten verzichten wir vollständig.
Der Plan
Seit ca. zwei Jahren gibt des den Plan, am Anfang unserer Zeit als Rentnerin bzw. Pensionär, mit dem Fahrrad nach Santiago de Compostela zu fahren.
Einerseits freuen wir uns schon sehr auf unseren Ruhestand und andererseits kommt in uns eine zunehmende Unruhe auf (vielleicht ist es auch Vorfreude), die es uns erstmalig ermöglicht, ohne jede zeitliche Einschränkung einen großen Traum wahr werden zu lassen.
Wir, das sind Rita und Werner. Anfang bis Mitte Juli 2016 wollen wir starten und denken nach ca. 6 Wochen wieder zurück zu sein.
Wir schreiben diesen Blog, weil wir möchten, dass unsere Familie und unsere Freunde immer wissen wo wir gerade sind und weil wir unsere Eindrücke in Form eines öffentlichen Tagebuchs mitteilen möchten. Darüber hinaus möchen wir unsere Erfahrungen an alle diejenigen weitergeben, die ähnlich verrückt sind wie wir.