Mit dem Rad rund um den See (ca. 50km)

Nachdem wir unseren ersten Versuch mit den Räder und ohne Garmin-NAVI unternommen hatten, wollten wir es jetzt wissen. Einmal um den See, diesmal allerdings im Uhrzeigersinn. Google Maps veranschlagte ca. 50 km für die Rundtour.

Alles fing prima an. Wir mussten zwar zuerst auf den Höhenweg auf ca. 200m, hatten dann aber ein tolles Panorama und nahezu keinen Autoverkehr.

Wir kamen an mehren, teilweise schon abgeernteten Lavendelfeldern vorbei und steuerten nach ca. 15 km als Erstes das kleine Bergdorf Moustiers-Saint-Marie an der Nordspitze des Sees an. Der Ort selbst ist sehr touristisch und jetzt in der Hauptsaison sehr überlaufen. Trotzdem sind solche Dörfer, wenn Sie denn alt sind und nicht nur zum Übernachten für Touris in der Hauptsaison gebaut sind, sehr sehenswert.

Nach einem Rundgang und einer Erfrischung ging es dann weiter nach Les Salles-sur-Verdon.

Moustiers-Saint-Marie liegt hoch über dem See an einer Bergflanke und Le Salles weiter unten, fast auf Seeniveau. Daraus folgt, dass es fast das gesamte Teilstück bergab ging und das freut einen Radfahrer natürlich, auch wenn er elektrisch unterwegs ist und so brauchten wir nur eine gute halbe Stunde für dieses Teilstück.

Kurz vor Les Salles überfuhren wir die Galetasbrücke, welche über den Zulauf des Le Verdon in den See, führt. Wenn man von der Brücke aus herunter schaut, sieht man unten ein buntes Gewimmel von allerlei kleinen Booten, die alle ein Stück den Le Verdon hinauf zwischen die imposanten und sehr engen Felsformationen fahren, um einen Blick aus der Nähe zu erhaschen.

Der Ort Les Salles machte auf uns eher den Eindruck eines Rummelplatzes mit vielen Hotels und wenig einheimischem Leben. Und hier zeigt sich der Unterschied zum dem zuvor beschriebenen Dörfchen Moustiers-Saint-Marie. Dort waren zwar auch viele Menschen, aber der Ort hat noch eine sehr ursprüngliche Struktur. Man sieht dort eine Vielzahl kleiner Läden, die aber alle liebevoll in die Struktur der alten Häuser eingebettet sind. Les Salles schien uns allerdings rel. neu und ausschließlich für touristische Zwecke gebaut worden zu sein.

So habe wir dort noch nicht einmal einen Café getrunken und sind nach einem Tütchen Nüsse und einem Schluck Wasser weiter gefahren.

Das nächste Ziel war Bauduen, der Ort, zu dem wir schon unsere letze Tour gemacht hatten.

ein wenig Survival…

Um mich vor der Weiterfahrt von Les Salles zu vergewissern, dass wir auch die richtige Ortsausfahrt nehmen, startete ich Google Maps und ließ mir die Fahrradroute nach Bauduen anzeigen. Über ca. 15km sollte es, nach einer kurzen Etappe auf der Hauptstraße, mehr oder weniger nah am See durchgängig bis nach Bauduen gehen. Nach ca. 5 km hatten wir die Abfahrt von der Hauptstraße gefunden, welche uns an den See und dann weiter nach Bauduen führen sollte.

Der anfangs noch asphaltierte und breite Weg ging nach einem Kilometer in eine steinige unbefestigte Piste über. Nun verfügen unsere Pedelecs ja über breite 50iger Reifen und so war dieser Weg, zwar langsam, aber durchaus machbar. Wir kamen auch an einem Wanderwegweiser vorbei, welcher noch 7km bis Bauduen auswies. So dachten wir bei uns, prima, wenn das so bleibt, sind wir bald da.

die Schotterpiste

Nach weiteren 3km passierten wir wiederum ein Schild, welches noch 4 km bis Bauduen zeigte, allerdings nach links den Berg hinauf.

Also erst einmal Google Maps befragen, ob das hier auch richtig ist. Leider hatten wir hier kein Netz mehr und so haben wir uns auf den Wanderwegweiser verlassen.

Der Weg wurde nach wenigen Metern zu einem Pfad und sehr schmal. Spätestens ab jetzt mussten wir bergauf schieben. Da das für Rita zu schwer war, habe ich unsere beiden Räder jeweils nacheinander hochgeschoben und übrigens dabei festgestellt, dass unsere elektrische Schiebehilfe scheinbar wirkungslos ist.

Wir wurden dann von einem einem belgischen Ehepaar überholt, welches zu Fuß unterwegs war. Der Mann machte mir Mut und sagte, dass wir nur noch bis zu Bergkamm hoch müssten und anschließend wieder fahren könnten.

Ich vermute mal, dass er die Aufkleber auf unseren Fahrradtaschen „Thiange abschalten“ gesehen und uns deswegen fehlgeleitet hat.

Für die Leser, denen „Thiange2“ kein Begriff ist:

Thiange ist ein belgisches Atomkraftwerk, ca. 50 Km von Aachen entfernt, ca. 40 Jahre alt und ein regelrechter Schrottmeiler. Der Druckbehälter ist von tausenden feinen Haarrissen überzogen und gehört abgeschaltet. Man kann sich vorstellen, dass bei einem GAU und Westwind (der in unserer Region fast immer weht) Aachen sehr schnell heftig betroffen ist. Belgien fürchtet aber um seine Stromautonomie und behält den Meiler beharrlich am Netz. Es gibt seit Jahren Bürgerinitiativen – eine Aktion mit eine Menschenkette von Aachen bist nach Thiange – die sich um ein Einlenken der belgischen Regierung bemüht.

Auf jeden Fall wurde der Weg so steil und durchsetzt von großen Felssteinen, dass wir allen Ballast, wie Akkus und alle Taschen, von den Rädern entfernt hatten, denn ich musste die Räder ab jetzt tragen, immer 2-3m weit, absetzen, usw… Rita hatte ab dann die Akkus und Taschen übernommen, die auch einiges an Gewicht hatten.

Nach ca. 500m aufwärts wurden wir wieder von einer französischen Familie eingeholt, welche auf Wandertour war. Der Mann packte sofort zu und half mir erst einmal bei den nächsten Metern. Wir haben uns dann unterhalten, wobei er sein Handy nahm und mir seine Offline-Karte zeigte. „Hier gibt es keinen Radweg nach Bauduen, auch nicht weiter oben“ versuchte er uns zu verdeutlichen.

Und jetzt hat es auch bei uns geklickt… „wir sind auf dem Holzweg“. Also Kommando zurück zum Ausgangspunkt, ab dem wir bergauf gegangen sind.

Wir waren zu diesem Zeitpunkt beide so platt, dass wir an vieles, nur nicht an aussagekräftige Fotos gedacht haben.

Runter ging glücklicher Weise viel einfacher als bergauf. Wir brauchten nur eine halbe Stunde und waren wieder unten.

Fazit: Den von Google Maps ausgewiesenen Radweg nach Bauduen gibt es nicht.

Wir sind dann über die Schotterpiste wieder zurück auf die Hauptstraße und dann in einem weiten Bogen (ca. 20km) nach Bauduen gefahren. Mittlerweile war es 19:00 Uhr und wir wollten unbedingt etwas trinken, denn unsere Vorräte (auch die Inneren) waren alle erschöpft. Außerdem haben wir dann in Bauduen noch einen Salat Nicoise gegessen, um vollkommen gestärkt die Restetappe nach Hause zum Campingplatz zu fahren. Da wir diese Strecke schon einmal gefahren sind, gab es ab jetzt kein Vertun mehr und gegen 21:15 Uhr und nach sage und schreibe 78km waren wir zurück. Wenn man bedenkt, dass wir morgens um ca. 11:00 losgefahren sind, war das eine ganz schön lange Etappe.

Aber es gibt auch viel Positives: Erst einmal war die gesamte Tour, bis auf unsere Abenteuer-Strecke, sehr schön. Außerdem haben wir unsere rel. neuen Pedelecs mal so richtig rangenommen. Wir sind beide über weite Strecken bergauf mit hoher elektrischer Unterstützung gefahren, d.h. unter normalen Bedingungen können wir unsere Akkus nicht „platt“ fahren, denn wir haben mit 625 Wh doch große Reserven.

Eine Antwort auf „Mit dem Rad rund um den See (ca. 50km)“

  1. Das gibt’s nicht, so eine Tour..
    ..besser Tortour ihr Armen. Jetzt erholt euch von den Strapazen und macht eine schöne Reise nach Les Arc ungefähr eine Stunde von eurem See entfernt. Der Markt und das Dörfchen sind wunderschön.
    Wir verfolgen euch auch weiterhin!!!
    Beste Grüße senden Bärbel und Paul ❤️

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