Heute mussten wir eine halbe Stunde eher aus den Federn. Frühstück um 7:00 Uhr und um 8:00 Uhr ging es bereits los. Erst einmal fuhren wir mit dem Bus zu der mittelalterlichen Brücke „Puente de Órbigo“ aus dem 13. Jahrhundert und anschließend nach Astorga.
Dort besichtigten wir die Kathedrale, eine wunderschöne, romanische Kirche. Innen war sie zwar weitestgehend gesperrt, aber von außen macht der aus dem Mittelalter stammende Bau einen imposanten Eindruck.
Außerdem konnten wir dort auch einen Blick auf den schicken und gut heraus geputzten Bischofssitz bekommen. Unmittelbar wurden Erinnerungen zum Bischhofssitz in Limburg und dem unglaublichen Luxus dort wach.
Anschließend ging es für uns Radfahrer auf die Königsetappe, hinauf zum Cruz de Ferro. Im Vorfeld hatte so mancher ziemlichen Respekt vor dieser Etappe, aber eigentlich war es nicht so anstrengend. Für mich selbst war eher die Abfahrt schwierig, weil es teilweise recht steil abwärts ging. Gefühlt waren es oft 12% – 13% Gefälle. Und da ich ein bekennender Langsamabfahrer bin, hatte ich nach der Mittagspause eher Schwierigkeiten gehabt.
Doch noch einmal zurück zum Aufstieg. Es ging eigentlich immer wellenförmig bergauf. Mehrere kleine Dörfer lagen auf unserer Strecke, alle fein rausgeputzt. Man merkte auch deutlich, dass wir uns Santiago de Compostela nähern, denn die Dichte der Pilger nahm deutlich zu. Während der Fahrt boten sich tolle Ausblicke auf die sehr grüne Bergwelt. Und weil das Cruz de Ferro nahezu auf 1500m Höhe liegt, wurde auch die Weitsicht immer besser. Man merkt sehr deutlich, dass die Radgruppe immer mehr an Kondition gewinnt. Die heutige Höhendifferenz war für keinen ein Problem. Auch wenn es manchmal nur sehr langsam voran ging, war keiner am Cruz… so richtig abgeschlagen. Angie und Herbert, unsere beiden Radprofis gaben hier und da Anschubhilfe mit ihren E-Bikes.
Ganz besonders möchte ich unseren ältesten Teilnehmer „Frido“ mit immerhin 86 Jahren herausheben. Er bewältigte bisher alle Strecken mit seinem etwas älteren Rad (der Rahmen ist schon 25 Jahre alt ).
Wie schon gestern erwähnt, ist es Tradition, dass die Pilger am Cruz de ferro z.B. einen von zu Hause mitgebrachten Stein dort ablegen und sich etwas wünschen. Wir selbst haben einen Wunsch, den wir aber nicht in der Öffentlichkeit dieses Blogs darlegen möchten. Und wenn man unsere Gruppe mit etwas Distanz betrachtet, ist das bei jedem so. Teilweise werden Personen dort oben sehr emotional…
Das Pilgern auf dem Camino scheint doch etwas Besonderes zu sein. Es bringt Menschen zum Nachdenken über grundsätzliche Dinge des eigenen Lebens. Mir als jemand der eher rational die Dinge um mich herum betrachte, hat sich die Besonderheit des Caminio bisher zwar nicht erschlossen, aber vielleicht geschieht es ja noch… offen dafür bin ich auf jeden Fall.
Die teilweise sehr steile Abfahrt nach Ponferrada hat mir echt zu schaffen gemacht. Aber da wir alle mit unserem individuellen Tempo abgefahren sind, kam ich zwar mit Abstand als Letzter unten an, aber was soll‘s… keinen hat es gestört und Herbert, als „letzter Mann“, hat mich auch noch begleitet… danke Herbert.
Schön und zugleich spannend ist tatsächlich das Zusammenwachsen der Radgruppe. Es gibt viele, persönliche und gute Gespräche. Allein hätten wir, Rita und ich, das sicherlich nicht erlebt.
Morgen wird die Etappe wieder etwas schwerer, wir müssen einen Pass überwinden und insgesamt ca. 1000 Hm fahren.